Die drei sokratischen Filter

Die drei sokratischen Filter

von | 24. Dez. 2020 | -Deutscher Blogeintrag, Allgemein, Coaching, Energiearbeit

Bereits letzten Monat ging es um Sokrates – den weisesten Mann Griechenlands (über die Frauen äußerte sich das Orakel interessanterweise nicht).

Sokrates wird auch eine Herangehensweise zum Gespräch – und zum Schweigen – zugeschrieben, die gerade heutzutage sehr nützlich wäre, wenn sie regelmäßig angewendet würde (das gilt auch für mich).

Dazu diese Geschichte:

Plato, der Schüler von Sokrates, kam zu ihm gelaufen und sagte, ganz atemlos:

„Meister, ich muss Dir etwas erzählen, was ich über Deine Frau gehört habe.“

Daraufhin unterbrach Sokrates ihn sofort: „Hast Du es auch durch die drei Filter laufen lassen?“

Plato schaute völlig verdutzt: „Welche Filter?“

„Nun, mein Freund, der erste Filter ist die Frage ‚Ist es wahr, was ich erzählen will?‘. Der zweite Filter ist die Frage: ‚Kommt es von Herzen?‘. Und der dritte Filter ist die Frage ‚Hilft es meinem Gesprächspartner wirklich weiter?‘.

Plato dachte kurz nach, wirkte betroffen, nickte, drehte sich um und ging wortlos von dannen.

Leonhard Lenz, Juli 2020, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Conspiracy_theorist_protest_Berlin_2020-07-31_14.jpg

Ich erzähle diese Geschichte, weil wir tagtäglich damit konfrontiert sind, wie wir mit den Dingen, die wir denken, lesen, sehen, umgehen.

  1. Ist es wahr?
  2. Wenn ich es weitergebe, kommt diese Bewegung von Herzen – oder habe ich ein anderes Motiv?
  3. Hilft es der Person, mit der ich spreche, weiter?

Gerade aktuell wirst Du vielleicht überflutet von Fake News, aus gegebenem Anlass natürlich mit jeder Menge Quatsch über die Corona Impfungen. Mir geht es leider so.

Wenn jede oder jeder von uns sich die Zeit nehmen würde, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob das, was sie oder er da weiterleiten, wahr ist, würden wir alle viel Zeit und viele Emotionen sparen.

Natürlich ist es häufig nicht entscheidbar, ob etwas stimmt oder nicht. Vielleicht deckt es sich sogar mit meinen Vorurteilen –  aber ich ahne eigentlich schon, dass es gar nicht stimmt. Wenn ich es dann dennoch weiterleite, na, was ist dann die Antwort zur Frage 2? Worum geht es in der Tiefe? Dazu beizutragen, dass die Angst vermindert wird – oder die Angst und die Gefühle von Hilflosigkeit und sich ausgeliefert Fühlen noch zu verstärken? Einfach darum, mich einer Gemeinschaft von Gleichdenkenden zugehörig fühlen? Nicht vergessen: Wir lieben die, die unsere Vorurteile teilen.

„Hilft es der Person, mit der ich spreche, weiter?“ ist häufig die Frage, die am schwierigsten zu beantworten ist. Dazu verweise ich auf meinen Blog zum Thema „Der Wille kann nicht über das hinausgehen, was der Raum bereit ist zu tragen.“.

Natürlich ist es schwer, sich sicher zu sein. Dennoch – jede und jeder von uns kann in diesen chaotischen Zeiten einen Beitrag zu Frieden und Heilung leisten, wenn wir uns immer wieder fragen, ob das, was wir „mitteilen“

wahr

von Herzen

und nützlich

ist.

Der Spruch „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ stammt zwar nicht von Sokrates, passt hier aber auch.

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